Über MOTIVATION im Sport und anderswo


Never change a winning team! Wartelisten in Spitälern EU-Verfassung und mögliche Folgen

 

Europapokal Träumen wird man ja wohl noch dürfen: stellen Sie sich vor, wir hätten ein Fußballnationalteam, das bei allen internationalen Meisterschaften zum Kreis der absoluten Favoriten gehört, und das auch schon oft Europa- und Weltmeisterschaften gewonnen hat. Ganz Österreich wäre wahnsinnig stolz auf dieses Team und der ORF wäre täglich voll mit Geschichten über und rund um diese Wunderknaben, die dem Land so viel Ehre und Anerkennung einbringen. Nun gibt es ja im Sport das altbekannte, ungeschriebene Gesetz für Mannschaftstrainer: "Never change a winning team!" - Und tatsächlich wäre jeder Nationaltrainer gut beraten keinerlei Änderungen und Experimente mit der Mannschaftsaufstellung zu machen, denn ein Abreißen der Erfolgsserie würde man ihm dann unweigerlich und zu Recht zuschreiben und er wäre seinen Posten los. Er könnte sich auf der Straße nicht mehr blicken lassen.

WIR HABEN solch ein Wunderteam in Österreich, das weltweit anerkannt und bewundert wird, allerdings nicht auf dem Gebiet des Fußballs sondern der Gesundheit. Über viele Jahrzehnte ist mit viel Geduld und liebevoller Kleinarbeit bei uns in Österreich ein Gesundheitssystem entstanden, um das uns die Welt beneidet. Bei internationalen Vergleichsuntersuchungen liegt unser Gesundheitssystem immer auf den allerersten Plätzen und hat erst zuletzt beim Health Consumer Index den ersten Platz belegt - vor Holland, Frankreich, Schweiz und Deutschland. Diese anderen Länder geben dabei viel mehr Geld pro Kopf für ihre Gesundheitssysteme aus, die Ergebnisse sind aber nicht so gut wie in Österreich. Untersucht wurde der leichte oder schwere Zugang zu den Behandlungsleistungen, die Wartezeiten, die Heilerfolge und die Zufriedenheit der Patienten mit dem Gesundheitssystem. In den USA sind etwa 30 Millionen Menschen nicht einmal krankenversichert, und obwohl dort viel mehr Geld pro Kopf für die Gesundheit ausgegeben wird, ist für viele US Bürger eine anständige Behandlung im Krankheitsfall schlicht und einfach unerschwinglich. Die Österreicher bekommen also für relativ wenig Geld die weltweit besten Gesundheitsleistungen.

Solche internationale Spitzenleistungen sind nur möglich, wenn alle Beteiligten hoch motiviert sind und die Rahmenbedingungen passen. Im Sport weiß das jeder Mensch. Demotivierte oder frustrierte Leute haben noch keine Meisterschaft gewonnen. Wir Österreicher können stolz und zufrieden sein, daß unser Gesundheitssystem Weltmeister ist - und wir können nur hoffen, daß alles so bleibt. Flieger

Unser Bundeskanzler Gusenbauer hat aber anderes im Sinn. Er verkündet in den Medien, daß die Zeit der kosmetischen Korrekturen im Gesundheitssystem vorbei sein muß, und daß er grundlegende Systemänderungen will. Was um Himmels willen will er denn erreichen? Sollen wir, wie bei den PISA Studien unserer Schüler, irgendwo im Mittelfeld der Teilnehmer herumdümpeln? Oder sollen wir, wie unser Fußballnationalteam, zu hoffnungslosen Außenseitern bei internationalen Bewerben werden?

"Never change a winning team" - diese Weisheit aus dem Sport hat sich zu unseren Politikern nicht durchgesprochen.- Oder sie wird ignoriert, weil in Wahrheit ganz andere Ziele beabsichtigt sind als die Versorgung und Zufriedenheit der Patienten. Dieser Verdacht liegt auf der Hand, wenn Politiker unser Gesundheitssystem grundlegend reformieren wollen, obwohl es die zufriedensten und bestversorgten Patienten der westlichen Welt bei uns in Österreich gibt. Die Sucht der Politiker sich in alles einzumischen, alles zu reglementieren und alles zu beherrschen und ihren Einfluß damit immer weiter auszuweiten ist der wahre Grund für die Forderung diverser Politiker nach einer grundlegenden Reform des Gesundheitssystems.

Halbkreis Dabei wird niemand im Ernst annehmen, daß z.B. durch politische Funktionäre und ihre Handlanger verwaltete Wartelisten in den Spitälern gerechter oder besser organisiert sein würden als die jetzigen Wartelisten, die von den Ärzten bestimmt werden. Wenn man weiß, daß in Österreich KEIN EINZIGER Schuldirektor in einer öffentlichen Schule amtiert, der nicht in einer politischen Partei ist, dann kann man sich leicht ausmalen, nach welchen Kriterien in Hinkunft die Operationstermine in Österreichs Spitälern vergeben würden. Bei den derzeit von der Ärzten bestimmten Wartelisten kann man sich darauf verlassen, daß dringende Fälle jederzeit vorgezogen werden. Das System hat sich offenbar doch so gut bewährt, daß wir international den ersten Platz beim Zugang zu medizinischen Leistungen einnehmen.

Zu den in letzter Zeit kritisierten Wartelisten. die die Reihenfolge der Operationen in den Spitälern festlegen, möchte ich gerne etwas Grundlegendes sagen. Es ist nur recht und billig, daß Leute, die jahre- und jahrzehntelang in eine Zusatzkrankenversicherung einzahlen, und die für den Krankheitsfall vorsorgen, schneller behandelt werden sollen als solche Zeitgenossen, die sich ihr Leben lang um nichts kümmern, Raubbau an ihrem Körper und ihrer Gesundheit treiben, und "den Herrgott einen lieben Mann sein lassen". Dringende Fälle werden ja bei uns - wie man weiß, wenn man mit dem Gesundheitssystem zu tun hat - jederzeit vorgezogen und akut behandelt. Für Routineoperationen sind Wartezeiten nicht unzumutbar. Dazu kommt, daß die Patienten mit Zusatzversicherung mit ihren Zahlungen einen Teil des Spitalswesens finanzieren, auf den das Gesundheitswesen schwer verzichten könnte. So kommt die Zusatzversicherung der Patienten auf Umwegen auch jenen zugute, die ohne Zusatzversicherung in den Spitälern liegen. Sonst würde es manche Leistungen in unseren Spitälern gar nicht geben.

Songcontest Gewinnerin Der "Eurovision Song Contest 2007" hat auf den ersten Blick reichlich wenig mit einer Diskussion über das Gesundheitssystem zu tun. Bei diesem Bewerb sind AUSSCHLIESSLICH Sänger aus Osteuropa in das Finale eingezogen, weil sich diese Länder offenbar abgesprochen hatten, und mit überhöhten Bewertungen der Sänger der verbündeten Länder dafür gesorgt haben, daß kein einziger westeuropäischer Teilnehmer ins Finale kam. Schließlich hat auch Serbien den Bewerb gewonnen. - Es ist ziemlich offensichtlich, daß diese ehemaligen Ostblockländer eben keine demokratische Kultur und Tradition haben, und eher auf Mafiamethoden vertrauen als auf demokratischen, fairen Wettbewerb. 2008 nimmt Österreich - zu Recht - an dieser Veranstaltung nicht mehr teil, weil wir uns solchen Machenschaften nicht mehr aussetzen wollen. - Gut so!

Nun kommen wir aber zurück zur Gesundheit. Die EU hat bekanntlich ihre 2005 gescheiterte Verfassung mit fragwürdigen Methoden doch durchgesetzt - unter dem Namen "EU-Reformvertrag". Dabei pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß in sehr vielen Mitgliedsstaaten, aus den verschiedensten Gründen, eine Abstimmung über diese Verfassung keinerlei Chance hätte beiHalbkreis einer demokratischen Abstimmung angenommen zu werden. Wir leben in einer EU-Diktatur - das ist eben die Realität. Nach Inkrafttreten dieser Verfassung werden einzelne Länder keine Möglichkeit mehr haben sich gegen Mehrheitsbeschlüsse mit einem Veto zu wehren. Was die Mehrheit beschließt ist dann bindend. Nun gibt es aber, wie in den Nachrichten durchsickert, Pläne in der EU, daß Bürger in jedem Land der EU in allen Spitälern behandelt werden müssen, und zwar zu den Tarifen, die in ihrem jeweiligen Heimatland gültig sind. Noch ist das nicht beschlossen. Aber die neuen, zahlreichen und armen Mitgliedsländer der EU werden mit Vergnügen - genau so wie beim Songkontest 2007 - eine solche Regelung durchsetzen, weil sie mit ihrer Anzahl eine Mehrheit im EU Parlament zustande bringen können. Eine solche Regelung wäre ja ein gesundheitspolitisches Schlaraffenland für diese Länder, und auch in Wahrheit viel interessanter als das Gewinnen bei einer unnötigen Gesangsveranstaltung. Österreich wird sich nicht wehren können. Das war ja nie unsere Spezialität. Und wie es in unseren Spitälern ausschauen wird, wenn alle Rumänen, Bulgaren und wie sie sonst alle heißen, unsere Spitäler übervölkern und besetzen ( - für ein paar Euro - dem Tarif in ihrem Heimatland), das kann man sich in apokalyptischen Albträumen ungefähr vorstellen. Manche Österreicher werden dann noch froh sein, wenn sie gegen Bezahlung einen Platz in einem österreichischen Krankenhaus bekommen.

Das ist ein "worst case" - Szenario, aber es ist leider durchaus möglich, daß solche Zustände auf uns zukommen. Wir kennen das ja schon von der Überfüllung unserer Universitäten durch deutsche Studenten, gegen die wir uns aufgrund unserer Mitgliedschaft in der EU nicht dauerhaft wehren können. Der fünfjährige "Aufschub" in dieser Sache, der Kanzler Gusenbauer über die nächste Nationalratswahl hinweg retten könnte, löst das Problem für unser Land ja in keiner Weise.

Industrie Warum dieser Kanzler Gusenbauer aber nun unser Gesundheitssystem kaputtreformieren will, obwohl wir Österreicher Weltmeister in der Disziplin "Öffentliches Gesundheitswesen" sind, das sollte er uns einmal erklären. Und natürlich auch jene Leute, die in der ÖVP ähnliche Machtgelüste entwickeln und die Gesundheit neu erfinden wollen. Am Geld kann es wohl nicht liegen, denn beinahe täglich hören wir Meldungen, daß die österreichischen Wirtschaftsdaten ganz hervorragend sind, und daß unsere Industrie über alle Erwartungen wächst. Angesichts dieser Erfolge kann es keine finanzielle Begründung dafür geben unser Gesundheitssystem kaputtzusparen. Es ist aber bekannt, daß die Krankenkassen von der Politik absichtlich finanziell ruiniert werden, indem ihnen immer neue Lasten aufgebürdet werden. Hier zeigt sich die vieldiskutierte "Soziale Kälte": die Industrie und die Börsen machen Gewinne und die Bevölkerung zahlt drauf. Krakenkassen

Wir alle, die österreichischen Patienten, die österreichischen Ärzte und die österreichischen Krankenkassen, sollten uns ganz entschieden und massiv gegen die Versuche der Politik wehren das Gesundheitssystem zu übernehmen und zu bestimmen. Wohin die Verstaatlichung führt, das haben wir in der Vergangenheit an der VOEST und ganz allgemein der Stahlindustrie wirklich schon genug gesehen. Heute ist die privatisierte VOEST ein Parade- und Vorzeigeunternehmen. Aus der Vergangenheit soll man lernen, und die Gesundheit sollte nicht für politische Experimente (mit vorhersehbar negativem Ausgang) zur Verfügung stehen. Die meisten Österreicher, die ich kenne, würden lieber ein halbes Prozent mehr Krankenkassenbeitrag zahlen, als das bewährte Gesundheitssystem kaputt zu sehen.

Dr.Beinl

Seitenstetten, Anfang 2008

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