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Mut zum Schlußstrich!
Trauerarbeit

Antisemitismus wird heute von jenen herbeigeredet, die angeblich davor warnen wollen

Ich wurde 1954 in Wien geboren, bin dort aufgewachsen und habe dort auch die Schule und die Universität besucht. Ich kann also beurteilen und bin Zeuge dafür, wie dieses Land seine Verantwortung gegenüber der jüngeren Vergangenheit wahrnimmt.

Immer wieder haben wir während meiner Schulzeit im Unterricht, aber auch im österreichischen Fernsehen, jene Filmdokumente vorgeführt bekommen, die uns die grauenhaften Geschehnisse im dritten deutschen Reich und seinen Konzentrationslagern eindringlich zu Bewußtsein gebracht haben. Mir hat es damals, als Kind, den Magen umgedreht, und ich bin froh und dankbar dafür gewesen, daß ich diese Zeit nicht erleben mußte. Zugleich habe ich damals die innige Hoffnung gehabt, daß sich, wenn schon nicht weltweit, so doch wenigstens in Europa, solche Dinge nie wieder ereignen mögen. Die Katastrophe des zerfallenden Yugoslawiens der 90er Jahre lag damals in weiter Zukunft, und niemand von uns Kindern hätte sich vorstellen können, daß es jemals in Europa wieder Krieg geben sollte. Durch das berühmte "Gleichgewicht des Schreckens" zwischen Warschauer Pakt und NATO im Rahmen des kalten Krieges stellte sich die politisch-militärische Lage sehr stabil dar - und blieb es das auch bis zum unerwarteten und überraschenden Zusammenbruch des Ostblocks.

Blauer Mond Mein Lieblingsschriftsteller war damals Ephraim Kishon; seine Bücher über den Alltag im Land Israel habe ich damals so oft gelesen, daß die Seiten sich aus den Buchrücken herauslösten und die Blätter einzeln herumflatterten. - Dann kam das berühmte Jahr 67: Präsident Nasser von Ägypten erklärte, er werde die Juden in Meer treiben. Ich schaute auf die Landkarte und sah die riesigen Länder Arabiens, die gemeinsam den Juden den Krieg erklärt hatten, und das mirksokopisch kleine Israel, das schon aufgrund seiner Kleinheit in diesem Krieg nicht die geringste Chance zu haben schien. Mit jener flammenden Empörung, die vermutlich nur ein Dreizehnjähriger empfinden kann, ergriff ich Partei gegen das offensichtliche Unrecht, das dem kleinen Israel geschehen sollte. Im Garderobekasten in meiner Schule hatte ich damals eine israelische Fahne hängen und die Nachrichten im Fernsehen verfolgte ich mit einer Inbrunst, als stünden die Panzer der Araber direkt vor unserer Wohnungstüre in Wien. Selten habe ich so eine Freude empfunden wie damals, als sich herausstellte, daß sich das kleine Israel gegen die arabische Übermacht unerwarteterweise behaupten konnte.

Ich war ein ganz normales, durchschnittliches (katholisches) wiener Kind und das Wort Antisemitismus ist in meiner Erziehung im Wien der 60er und 70er Jahre überhaupt nicht vorgekommen. Vermutlich hätte man mir damals überhaupt erst einmal erklären müssen, WAS mit dem Wort "Antisemitismus" eigentlich gemeint ist, wenn irgendjemand davon gesprochen hätte. - Ich bin entsetzt darüber, daß ich heute ein gewisses Unbehagen in mir spüre, wenn ich gewisse jüdische Vertreter im Fernsehen beobachte. Einige ewiggestrige, JUNGE Juden, die aus der Not ihrer und anderer Leute Großeltern DAS GESCHÄFT IHRES LEBENS ("Zwangsarbeiterentschädigung") machen wollen, sind gerade dabei in meinem Kopf dem Begriff Antisemitismus einen gewissen Sinn zu geben.

Über die Geschehnisse in Nordirland (Mordirland) wundert sich jeder Außenstehende, der die Nachrichten über den dortigen (Bomben)terror verfolgt. DAS GEDENKEN an Schlachten, die vor 200 oder 300 Jahren stattgefunden haben, ist dort der Anlaß für provokante Aufmärsche der Protestanten und für Todesopfer von Bombenanschlägen, die sehr real und heute sterben - wegen eines Hasses, der seit 300 Jahren aufopferungsvoll von beiden Seiten gehegt und gepflegt wird. Es ist sehr bedauerlich, daß die Iren nicht die Kraft haben EINEN SCHLUSSTRICH zu ziehen und hier und heute mit einer besseren Zukunft für alle Beteiligten zu beginnen. Ireland

Wir in Österreich haben, mit Hilfe der Aliierten, nach dem Krieg diese Kraft gehabt. Die Leute haben persönliche Rachegelüste und alte Rechnungen mit Mitbürgern hintangestellt, haben einen Schlußstrich gezogen, und gemeinsam dieses schöne, moderne Land aufgebaut. Dieses Land hat dabei aber auch längst die TRAUERARBEIT geleistet, die von manchen immer wieder gefordert wird. Dieses Österreich hat diese ARBEIT genau dort geleistet, wo es am meisten Sinn hatte: bei der Erziehung seiner Jugend. Ich selbst habe, wie ja schon oben beschrieben, diese Erziehung genossen; unsere Lehrer haben uns dabei immer wieder die Schrecken der Vergangenheit vor Augen geführt. Sie haben aber auch sehr die Bedeutung der UNO und der friedlichen Zusammenarbeit der Völker in der Zukunft in den Vordergrund gerückt. Vielleicht waren sie dabei etwas zu idealistisch, denn so nett und feundlich sind die Staaten ja auch heute nicht zueinander, wie es unsere Lehrer darstellten.

Krieg Ich bin 46 Jahre alt. Mein Vater war zum Kriegsende ein 16jähriges Bürscherl, das in den letzten Kriegsmonaten zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurde. An Wehrdienstverweigerung war nicht zu denken. Schon Leute, die sich auch nur negativ oder abfällig über die Wehrmacht, den Krieg oder die damaligen Politiker äußerten, wurden deshalb an die Wand gestellt und erschossen oder an Straßenlaternen öffentlich aufgehängt. Nicht jeder ist so ein Held wie der mit Recht so geehrte Franz Jägerstätter, der als Wehrdienstverweigerer lieber den sicheren Tod durch Hitlers Henker in Kauf nahm, anstatt sich dem übermächtigen Druck zu beugen und zu versuchen irgendwo und irgendwie im Rahmen der Wehrmacht doch sein eigenes Leben über die Zeit des Krieges und des Wahnsinns hinweg zu retten. Im Sinne eines normalen, biologischen Selbsterhaltungstriebes war das wohl die sinnvollste Verhaltensweise, und jedem Mann, der diese Zeilen liest, wäre in der damaligen Situation in Deutschland genau das gleiche Schicksal widerfahren. Es gab für den Einzelnen kein Entrinnen und keine Wahlmöglichkeit. - Ich bin meinem Vater sehr dankbar,.daß er sich damals nicht hat umbringen lassen.
Grauenhafte Dinge sind im Krieg passiert. Krankhafte Sadisten und Lustmörder haben unter den wahnsinnigen Umständen des totalen Krieges ihre abscheulichen Triebe ausleben und verabscheuungswürdige Verbrechen realisieren können, auf Kosten ihrer bedauernswerten Opfer. - Es ist aber eine absolute Unredlichkeit dafür unbeschaut alle jene Leute verantwortlich zu machen, die unter Androhung von Todesfolgen damals dazu gezwungen wurden zur Wehrmacht oder zur SS zu gehen. Zu Beginn des dritten Reiches haben sich nur besondere Heißsporne und Fanatiker zur SS freiwillig gemeldet; in den späteren Kriegsjahren wurden die Leute etwa aufgrund ihrer Körpergröße einfach dafür eingeteilt, und man konnte sich gegen diese Einteilung genau so wenig wehren wie gegen den ganzen Wehrdienst überhaupt.

Tatsache ist, daß im Krieg praktisch jedem Unrecht geschieht. Die einzigen, denen Recht geschehen ist, waren z.B. die in Nürnberg verurteilten und gehenketen Nazibosse, die den Krieg und die unmenschlichen Verfolgungen initiiert und millionen Menschen ins Unglück gebracht haben. - Die derzeit diskutierten Entschädigungen für Zwangsarbeiter im dritten Reich halte ich aus gründen der Gleichbehandlung aller Geschädigten in keiner Weise für gerechtfertigt. Siehe dazu auch die Seite über die Zwangsarbeiterentschädigungen.

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Seitenstetten im Frühjahr 2000