Zahnarzt - ein funktionierender Berufsstand wird zerstört


Never change a winning team! Wer will alles ändern? Verantwortung?

In Krems soll eine neue, zusätzliche Ausbildungsstätte für Zahnärzte eröffnet werden. Die Folge ist eine Verdopplung der pro Jahr ausgebildeten Zahnärzte. Das trifft alle, die in ganz Österreich mit dem zahnärztlichen Beruf zu tun haben, denn bereits jetzt haben wir arbeitslose Jungzahnärzte.

Die absehbaren Folgen dieser Maßnahme sind nicht nur für die betroffenen Zahnärzte sondern auch für die Bevölkerung eine Bedrohung.

Fragezeichen Was muß ein junger Zahnarzt tun, der gerade mit Hilfe von hohen Bankkrediten seine neue Praxis eröffnet hat? Er muß viel arbeiten, um seine Schulden abzahlen zu können. Schulden abzahlen kann man aber nur, wenn man ein ausreichendes Einkommen hat. Die Zahl der Patienten wird aber nicht verdoppelt - so wie die Anzahl der Zahnärzte. Und weil die Anzahl der Löcher in den Zähnen der Österreicher deshalb nicht mehr werden, werden zweifellos viele unnötige Behandlungen durchgeführt werden, die gar nicht indiziert sind. ( Schon heute wird in Ländern mit zahnärztlicher Überversorgung vielen Patienten von den Medien eine unberechtigte Angst vor dem Zahnfüllstoff Amalgam eingeredet, obwohl es für die behauptete Schädlichkeit von Amalgam keinerlei Beweis gibt. Die Folge sind eine Unzahl fragwürdiger Zahnbehandlungen, denn oft werden intakte Amalgamfüllungen durch minderwertige aber weiße Zahnfüllungen ersetzt. Mit Amalgam lassen sich aufgrund der von Kunststoff vollkommen verschiedenen Aushärteeigenschaften auch tiefe Zahnlöcher zwischen den Zähnen und unter dem Zahnfleisch reparieren, die mit Kunststoff nicht mehr dauerhaft repariert werden können.) - Infolge dieser vorhersehbaren Entwicklung wird es durch die massive Überzahl an Zahnärzten dann zunehmend unmöglich werden eine Zahnarztpraxis zu eröffnen und die dafür notwendigen Kredite vom Erfolg der Arbeit abzuzahlen.
Wenn man aber als Folge dieser Situation die Bezahlung der Zahnärzte umstellt, und nicht mehr die tatsächlich geleistete Arbeit bezahlt, sondern die Zahnärzte in einem Angestelltenverhältnis ihre Arbeit tun läßt, so verkehrt sich die Situation ins Gegenteil. Wer für das Absitzen einer bestimmten täglichen Arbeitszeit bezahlt wird hat keine Freude daran in oft unappetitlichen und ungeputzten Mündern mehr als unbedingt nötig zu arbeiten. - Nach Auflösung der DDR hat man umgehend die zahnärztliche Versorgung nach westlichem Muster organisiert, weil die Leute genug davon hatten von demotivierten und uninteressierten Zahnärzten in staatlichen Versorgungszentren behandelt zu werden. - Auf diese Situation steuern unsere Funktionäre und Politiker mit der Schaffung von Privatuniversitäten zur Zahnarztausbildung gerade hin. unwillig

Wir haben derzeit in Österreich NOCH ein System der zahnärztlichen Versorgung, das sich im Laufe von Jahrzehnten eingespielt und bewährt hat. Dieses System sorgt in sozial verträglicher Weise dafür, daß jeder Österreicher im Rahmen seiner Möglichkeiten zu einer für ihn passenden Behandlung seiner Zähne und seines Gebisses kommt. Niemand braucht Zahnschmerzen zu haben, und für jeden wird in Form der Krankenkassenprothese dafür gesorgt, daß er beschwerdefrei essen und kauen kann. Und wer will und es sich leisten kann, der hat auch die Möglichkeit aus Kronenzeitung 5.März 2008 einem reichhaltigen Angebot von Luxus und Zusatzleistungen auszuwählen, die angeboten werden, aber nicht notwendig sind. Und Dinge - etwa Zähne - für die man sich als Konsument bewußt entschieden hat, und für die man bezahlt, die pflegt man auch. - Neue Autos werden meist liebevoll geputzt.- Das ist ein entscheidender Punkt, denn ohne Pflege wird auch der teuerste Zahnersatz kaputt.

Wer hat nun ein Interesse daran dieses für alle Betroffenen, Ärzte wie Patienten, gut funktionierende System zu zerstören? - Da sind zum einen die anonymen Drahtzieher im politischen Gesundheitssystem, die seit vielen Jahren aktiv sind und das Leben und die Arbeit der Ärzte und Zahnärzte zunehmend schwerer machen. ( Unter dem Titel "Looser Affen" habe ich diese Spezies Mensch schon beschrieben. Allerdings sind die looser Affen auch in dieser Sache wieder einmal die Gewinner, weil sie viel Macht haben.) Diese Leute haben Schlüsselpositionen in diversen Ministerien und Gesundheitsorganisationen erobert, und leisten ihre ärztefeindliche und destruktive Arbeit unabhängig davon welcher Minister von der Tagespolitik gerade in sein Amt befördert wurde. (Wie könnte sonst etwa ein Zivildiener Verteidigungsminister sein?) Durch immer neue Verordnungen, Bestimmungen und Einschränkungen bleibt immer weniger Zeit für die Behandlung der Patienten über. - Zum anderen aber handelt es sich um eine Gruppe von pensionierten ehemaligen Universitätsprofessoren und Spitalsleitern, die hier ihre Stunde gekommen sehen um sich noch einmal ins Spiel zu bringen.

Daß mit ärztlicher Fortbildung gute Geschäfte zu machen sind haben viele Firmen und Kongreßveranstalter herausgefunden. Nun kann man nicht jedes Jahr das Rad neu erfinden, und es ist schwer Leuten, die seit vielen Jahren und Jahrzehnten im zahnärztlichen Beruf tätig sind, andauernd etwas Neues zu erzählen, das sie noch nicht gewußt haben. So hat man zuerst zu der Methode gegriffen über gesetzliche Zwangsmaßnahmen die Zahnärzte zu zwingen immer fragwürdigere Fortbildungsveranstaltungen zu besuchen, die doch alle Jahre zwangsläufig immer wieder das gleiche oder fast gleiche Programm bringen, weil es eben nicht dauernd neue, bahnbrechende Fortschritte gibt.

Vogel Den Vogel schießt nun jene Finanzgesellschaft ab, die an der Donauuniversität Krems mit Unterstützung von öffentlichen Geldern die gesamte Zahnarztausbildung gegen teure Bezahlung anbietet. Daß dabei das seit Jahrzehnten ausgeklügelte und bewährte System der zahnärztlichen Versorgung Österreichs zugrunde geht kümmert die Finanzgesellschaft und die beteiligten Professoren nicht.

Was sollen aber wir Zahnärzte davon halten? Sollen wir zusehen, wie mit maßgeblicher finanzieller Unterstützung durch den Staat hier unsere Lebensgrundlage ruiniert wird? Welche Folgen diese Aktivitäten haben ist ja am Anfang dieses Artikels von mir beschrieben worden.

Im Rahmen einer sozialen Gesamtverantwortung und moralischen Verpflichtung unserer Gesellschaft gegenüber haben wir Zahnärzte seit vielen Jahren nicht nur die zahnärztlichen Wochenend- und Feiertagsdienste organisiert. Finanziell war das nie interessant - das Honorar hat oft gerade die Unkosten gedeckt. Auch die Zahngesundheitserziehung unserer Jugend, etwa in Niederösterreich im Rahmen der Aktion Appolonia 2020, haben wir immer gefördert und durchgeführt.

Wenn uns nun die Gesellschaft die wirtschaftliche Grundlage entzieht, indem sie aus Steuermitteln eine Ausbildungsstätte für Zahnärzte errichtet, die für uns das wirtschaftliche Ende bedeutet, so sehe ich auch keinen Veranlassung mehr für ein dankbares Entgegenkommen dieser Gesellschaft gegenüber. Ich trete dafür ein die Wochenenddienste einzustellen und die Zahngesundheitserziehung ganz den lieben Zahnputztanten zu überlassen. Wenn die Politik meint ein verstaatlichtes Gesundheitssystem wie in der ehemaligen DDR einrichten zu wollen, so werden wir sie nicht daran hindern können. Die Folgen werden die Menschen erst bemerken, wenn alles zu spät und kaputt ist. Griechische Säule

Die Erfahrung durch irgendeinen diensthabenden Zahnarzt in einem staatlichen Gesundheitszentrum behandelt zu werden steht den Österreichern noch bevor. Der selbst ausgewählte Zahnarzt, der in einer oft jahrzehntelangen persönlichen, vertrauensvollen Beziehung für die kontinuierliche Betreuung eines Patienten zuständig war, wird dann der Vergangenheit angehören. Die Leute werden damit aber schwerlich so zufrieden sein wie heute. - Noch ist es nicht zu spät diese Rückentwicklung zu einem leistungsfeindlichen System zu stoppen, das sich schon in der kommunistischen DDR nicht bewährt hat.

Dr.Beinl

Seitenstetten, Anfang 2008

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