Ellipsenlogo "Lieber Doktor Beinl! Warum machen Sie keine Zahnversiegelungen??"

Diese Frage höre ich immer wieder. Kürzlich habe ich einen Zahn behandelt, bei dem man die Antwort auf diese Frage ganz genau gesehen hat. Deshalb habe ich geschwind ein Foto von diesem Zahn gemacht. Das zeige ich Ihnen jetzt:

Schmerzender Zahn trotz Zahnversiegelung

Auf diesem Foto sieht man einen typischen, versiegelten Zahn. Die Fissuren, also die sichtbaren Spalten auf der Zahnoberfläche, sind mit dünnflüssigem Kunststoff zugeklebt ("versiegelt"). Den vorderen Teil des Zahnes, zwischen den zwei vorderen Höckern, habe ich mit meiner Turbine aufgebohrt, weil der Patient Zahnschmerzen hatte. In dem V-förmig ausgebohrten Teil sieht man von der Zahnvorderseite bis hin zu der weißen, oberflächlichen Versiegelung. Von außen betrachtet hat der Zahn vollkommen gesund ausgesehen. Es war keine Spur von einer braunen Verfärbung zu erkennen. UNTER dem Versiegelungskunststoff sieht man nun einen gut zwei Millimeter tiefen, braunen Zahnteil, der weich und faulig war und die Zahnschmerzen des Patienten verursacht hat. Gefunden habe ich die krankhafte Veränderung auf dem Zahnröntgenbild, einem Bißflügelröntgen, auf dem eine unnatürliche Aufhellung mitten in dem Zahn zu sehen war. Ohne das Röntgenbild hätte ich nicht herausgefunden WELCHER Zahn die Ursache für die Beschwerden des Patienten war. Der hat nämlich nur sehr diffuse Schmerzen gespürt ohne sagen zu können, welcher Zahn ihm eigentlich weh tut. Das kommt ziemlich häufig vor, und viele Patienten spüren dabei nicht einmal ob der Schmerz vom Ober- oder vom Unterkiefer ausgeht. Manche verspüren auch nur einen diffusen Kopfschmerz und kommen gar nicht auf die Idee, daß ein Zahn die Ursache dieses Kopfschmerzes sein könnte.

Pulsschlag

Das Wort VERSIEGELN hat einen sehr sympathischen, bewahrenden Klang in den Ohren jener Menschen, die ihre Zähne so verkleben lassen. Das Wort suggeriert Sicherheit vor Zerstörung, oder doch wenigstens eine erhöhte Haltbarkeit. Aus dem täglichen Leben kennt man ja das Versiegeln eines Holzbodens, Viele Leute mit Kinderndas Versiegeln eines Briefes oder das Versiegeln eines Autolackes. Immer geht es dabei um ein Schützen von Dingen die einem lieb und wert sind. Wie sollte also das Versiegeln von Zähnen etwas Unangebrachtes und Schädliches sein??

Die Heimtücke bei der Sache besteht darin, daß die versiegelten Zahnspalten für den Zahnarzt nicht mehr kontrollierbar sind. Wir alle wissen ja seit der Kindheit, daß man nicht nur zwei Mal täglich Zähne putzen sollte, sondern auch zwei Mal jährlich zum Zahnarzt gehen. Der Zahnarzt schaut sich die Zähne dabei genau an und kann mit seiner gefürchteten Sonde prüfen, ob die Zahnoberfläche hart und gesund ist. Diese Kontrollmöglichkeit hat er nicht mehr, wenn die gefährdeten Zahnteile durch eine weiße Kunststoffschicht abgedeckt sind. So können oft Schäden lange Zeit unbemerkt größer werden, bis sie sich endlich durch Schmerzen bemerkbar machen oder im Röntgenbild zu sehen sind. Dann ist es aber reichlich spät und viel Zahnsubstanz ist inzwischen unnötigerweise kaputt geworden.

Information Eigentlich brauche ich jetzt gar nicht mehr viel erklären, oder? Die vermeintliche Sicherheit, die man sich mit der Zahnversiegelung zu erkaufen glaubt, stellt sich in vielen Fällen nachträglich als gefährliche Falle heraus. Zahnschäden werden unter der schönen, weißen Kunststoffschicht oft unnötig groß und erfordern, wenn sie dann endlich entdeckt werden, unverhältnismäßig große Reparaturen, bei denen viel Zahnsubstanz verloren gehen kann. Dazu kommt auch ein ungünstiger psychologischer Effekt: viele von uns lieben doch ihre Bequemlichkeit und glauben sich durch die Veranlassung einer Zahnversiegelung wenigstens teilweise von der Notwendigkeit einer gründlichen Zahnpflege freikaufen zu können. Auch viele Eltern, die Schwierigkeiten mit der Zahnpflege bei ihren Kindern haben, weil die Kinder sich ihre Zähne nicht von den Eltern putzen lassen wollen, glauben sich mit einer Zahnversiegelung von ihrer Verpflichtung loskaufen zu können. Dabei sind bei Kleinkindern die Eltern absolut verantwortlich für den Zustand der Zähne ihrer Kinder. Erst ab dem Volksschulalter kann man überhaupt damit rechnen, daß Kinder selbst einen aktiven Beitrag zur Pflege ihrer Zähne leisten können. Vorher sind sie in der Regel schlicht und einfach zu ungeschickt. Die schmerzhaften, fauligen Resultate von solch einer Einstellung zur Zahnpflege haben leider die armen Kinder zu ertragen. Die Eltern aber weisen dann gerne jede Verantwortung zurück, weil sie doch "sogar" eine Zahnversiegelung haben machen lassen.

Sie sehen also ganz klar die Gründe, warum ich in meiner Praxis keine Zahnversiegelungen anbiete. Mir ist es viel lieber ich kann regelmäßig und sinnvoll die Zähne meiner kleinen (und großen) Patienten anschauen und kontrollieren. Dann kann ich nämlich Schäden rechtzeitig erkennen und brauche nicht viel Zahnsubstanz wegzubohren, wenn einmal eine kleine faulige Stelle auftritt. Damit kann ich viel mehr dazu beitragen, daß die Zähne meiner Patienten ein ganzes Leben lang halten und gesund bleiben, als durch die scheinbare und trügerische "Sicherheit" einer Zahnversiegelung.

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