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Liebe Freunde! - ein Reisebericht:

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Im Sommer 92 bin ich mit der Lauda Air von Wien nach Miami geflogen. - Freunde - etwas Ärgeres habe ich nie erlebt: man konnte im Flugzeug nicht gerade auf seinem Platz sitzen. Man mußte die Knie entweder links oder rechts vom Vordersitz plazieren, denn geradeaus ging es nicht. In dieser schmerzhaften Zwangshaltung mußte ich über zehn Stunden ausharren - es war ein Horror. Ich bin davon überzeugt, daß Tierschützer die Landebahnen der Flughäfen besetzen und den Start dieser fliegenden Folterkammern verhindern würden, wenn Tiere unter solchen Bedingungen verfrachtet würden. - Aber mit Menschen kann man's ja scheinbar machen. Auf Beschwerdebriefe an Laudaair zum Thema Platznot in Laudajets hat nie jemand geantwortet -Service is our success - zum Lachen! Für kleine Menschen mag ja Laudaair vielleicht noch eine zwar unbequeme aber immerhin benutzbare Fluglinie sein. Wer aber ein bißchen größer als der Durchschnitt ist sollte Laudaair unbedingt vermeiden, wenn er sich einen Horrortrip ersparen will.

Da ich aus beruflichen Interessen immer wieder internationale Fortbildungsveranstaltungen in Europa und den USA besuche, und auch gern in Amerika Urlaub mache, habe ich in den darauf folgenden Jahren die Lufthansa für meine Flugreisen benutzt. Das war noch eine Fluglinie, wo man als Mensch in Würde und Anstand reisen konnte, und auch den nötigen Platz hatte zehn und mehr Flugstunden ohne unnötige Schmerzen durch Platzmangel zu überstehen. Freunde - damit ist's nun leider auch vorbei! Hier kommt die schlechte Nachricht: die Lufthansa hat LaudaClass erreicht.
Im August 99 sind wir im Urlaub von Linz über Frankfurt nach Miami geflogen - es war shocking! Die Manager der Lufthansa haben von Lauda gelernt möglichst viele Menschen auf engstem Raum in ihre Flugzeuge zu pferchen. Dabei ist ja die Lufthansa nicht gerade so eine Billigfluglinie wie die Lauda Air. Auf den harten und unbequemen Recaro-Sitzen (ohne jede Lendenstütze) hatte man keinen ausreichenden Platz mehr. Wenn mein Vordermann versuchte seinen Sitz zum Schlafen zurückzustellen hat es mich schmerzhaft in den Knien gestochen. Deshalb habe ich mir diese Versuche auch energisch verbeten. Dabei bin ich keineswegs 2 Meter 30 groß und habe auch nicht 200 Kilo. Ich gehe heute in jedes normale Kleidergeschäft und kaufe von der Stange passende Kleidung. Aber mit der Lufthansa fliege ich lieber nicht mehr - die ist zu eng.

Die Lendenstütze bei den harten Recaro Flugsitzen hat man offenbar eingespart, weil dafür wohl etwa 3 cm Platz pro Sitz verbraucht würde. Ohne Lendenstütze kann man aber vermutlich noch eine Reihe Sitze mehr in das Flugzeug hineinpferchen. - Wundern Sie sich übrigens nicht, wenn die freundliche Stewardess während der Luftreise oft zu Ihnen kommt: die Bedienungsknöpfe für Kopfhörerlautstärke und zum Rufen der Airhostessen sind dermaßen unpraktisch an den Oberflächen der Sitzlehnen angebracht, daß man immer wieder mit dem Ellenbogen unabsichtlich einen Knopf betätigt, wenn man sich im Sitz bewegt. Die Konstrukteure der Recaro Sitze gehen offenbar von einem Computermännchen aus, das unbeweglich, mit hinten an der Sitzlehne anliegenden Armen, stundelang ruhig sitzt. Menschen sind aber keine Schaufensterpuppen, sondern sie bewegen sich - besonders wenn sie unbequem sitzen und sich dauernd eine neue, möglichst wenig schmerzhafte Sitzposition suchen müssen, weil zu wenig Platz ist. Dabei wären die Bedienungsknöpfe weitaus sinnvoller an der Rückseite des Vordersitzes anzubringen, wo man sie gut sehen und sicher bedienen könnte. - Früher einmal konnte man, wenn man mehrere Sitzplätze nebeneinander gebucht hatte, die Armlehnen zwischen den Sitzen komplett hochklappen, und dadurch einen gewissen Platz schaffen, auf dem sich eine Familie halbwegs arrangieren und wohlfühlen konnte. Der vierjährige Sohn braucht ja nicht zwangsläufig die selbe Sitzbreite wie der Vater oder die Mutter. Die unbequemen Recaro Sitze in dem verrückten Lufthansajet, in dem wir im August 99 von Miami nach Frankfurt geflogen sind, bieten leider diese Möglichkeit nicht mehr. Irgendein offenbar wahnsinniger Konstrukteur hat die neuen Sitzlehnen so konzipiert, daß sie sich nicht mehr ganz hochklappen lassen. Dadurch ist, völlig unsinnigersweise, den Passagieren die Möglichkeit genommen, den minimalen noch zur Verfügung stehenden Platz ein wenig sinnvoller innerhalb der Familie aufzuteilen. Der Vater (und somit meist der Bezahler der ganzen Flugreise) sitzt dadurch so unbequem wie nur möglich zwischen den Lehnenstummeln eingeklemmt, dafür haben die Kinder links und rechts von ihren Schultern viel Platz, den sie gar nicht brauchen. Wie ist es möglich, daß eine Fluglinie wie die Lufthansa, die doch schon einige Jährchen auf dem Buckel hat, einen derartigen Mist in ihre Flugzeuge einbaut?

Lufthansa Die Flugbegleiter haben sich redlich bemüht den Platzmangel durch besonders aufmerksames Service zu vertuschen. Wenn ich aber nicht einmal richtig sitzen kann, interessieren mich auch keine netten Stewardessen. Steckt euch eure Orangensäfte und Schokoriegel an den Hut - ihr lieben Lufthansamanager. Wenn auch ihr die Fluggäste nur mehr wie ein Stück Lebendfleisch behandelt, das mit möglichst wenig Platzverbrauch über den Ozean geschafft werden soll, dann sind wir geschiedene Leute. - Ich aber wäre jedem Leser sehr dankbar, der mir eine Fluglinie nennen kann, die ihre Gäste noch wie Menschen behandelt, und auch den nötigen Platz auf den Sitzen zur Verfügung stellt, damit man in Anstand und Menschenwürde reisen kann.
Nachrichten bitte an: dr.beinl@beinl.at

PS: Hier sähe ich eine wirklich lohnende Aufgabe für unsere Konsumentenschutzorganisationen. Vor einige Zeit gab es eine Vergleichsuntersuchung über die Qualität der Atemluft in den Kabinen verschiedener Fluggesellschaften. Noch viel mehr würde mich allerdings interessieren, in welchen Flugzeugen man überhaupt noch einigermaßen bequem sitzen kann. Ein entsprechender Vergleichstest wäre vor allem für nicht gerade kleine Menschen von höchstem Interesse; dann könnte man verschiedene Fluggesellschaften von vorne herein ausschließen und sich den Streß und die schmerzenden Knie ersparen, die man hat, wenn der Vordermann sich mit seinem Sessel zurücklehen will. - An alle Leidensgenossen aber appelliere ich: wehrt Euch, wenn Euer Vordermann im Flugzeug mit seinem Sitz Eure Knie eindrückt. Dadurch hat die entsprechende Airline dann wenigstens schon zwei unzufriedene Kunden. Warum sollen wir körperliche Schmerzen erdulden, nur weil die profitgierigen Manager mancher Airlines in menschenverachtender Weise ihre Maschinen mit Passgieren vollstopfen, damit sie ihre finanziellen Gewinne maximieren? Nur auf dem Weg von Beschwerden und negativer Publicity wird man diesen Managern ihre unseriösen Praktiken wieder abgewöhnen können.

Die irrwitzigen Bürokraten, die uns die im Rahmen der Europäischen Union von Brüssel her mit ihren ausufernden EU-Vorschriften immer mehr quälen, hätte hier einmal eine wahrhaft sinnvolle Möglichkeit zur Betätigung. Statt sich über die Krümmung von Salatgurken in EU-Richtlinien auszulassen, sollte die EU mit gesetzlichen Mindeststandards für den Platz von Flugpassagieren in europäischen Flugzeugen (Mindestabstand zwischen Sitzrückfläche und Hinterseite des Stuhles vom Vordermann sowie Mindestbreite) verbindliche Maßstäbe setzten. Derzeit gibt es ja offenbar einen globalen Verdrängungswettbewerb der Fluglinien nach dem Motto: wer noch mehr Fluggäste auf noch engerem Raum unterbringt ist der Winner. Dabei ließe es sich als WERBUNG sicherlich vermarkten, wenn europäische Fluglinien weltweit dafür bekannt wären aufgrund verbindlicher Vorschriften ihren Passagieren komfortablen Platz zu bieten. Das wäre für viele Flugkunden weltweit ein gewaltiges Qualitätsargument. Derzeit hat man als Konsument ja keinerlei Chance abzuschätzen, ob man in einem Flugzeug wenigstens halbwegs menschlich sitzen können wird, denn auch innerhalb der einzelnen Airlines gibt es durchaus unterschiedlich dicht bestuhlte Maschinen. Erst wenn es zu spät ist, und man zusammengequetscht im Flugzeug sitzt, merkt man was los ist, und hat einen Flug lang Zeit seine Kaufentscheidung für die betreffende Fluglinie zu bereuen und zu beschließen, die Flugzeuge dieser Gesellschaft in Hinkunft zu meiden. Wenn ich mich darauf verlassen könnte in europäischen Flugzeugen bequem reisen zu können, wären alle anderen Fluglinien für mich völlig uninteressant. Wenigstens innerhalb des europäischen Marktes wären dann gleiche Bedingungen für alle Airlines geschaffen, und Geschäftemacher vom Schlag des Niki Lauda hätten keine Chance mehr mit ihren menschenverachtenden "Viehtransport"-Praktiken Mitmenschen aus Profitgier zu quälen.

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